Das Brandunglück vom 26. März 1899

Kranichfeld, 27. März. (Großfeuer)
Am Sonntag Mittag, kurz nach 12 Uhr brach in der Wassergasse, in dem neben der elektrischen Zentrale liegenden Aschschuppen Feuer aus. Die Funken sprangen auf eine Scheune über. Bei dem orkanartigen Sturme griff das Feuer entsetzlich schnell um sich. Als mit der Rettung begonnen wurde, standen bereits 7 Häuser in Flammen. Die Feuerwehr von Stedten und Tannroda waren zuerst zur Stelle. Um 7 Uhr erschien die Weimarische Feuerwehr und begann die Löscharbeiten unter Commando des Landesbranddirektors Freiherrn von Egloffstein. Bei den Löscharbeiten wurde der 20jährige Feuerwehrmann Lampe, Sohn des Bäckermeisters L., von einem umstürzenden brennenden Balken erschlagen. Dem Dienstknecht Adolf Hirnlein aus Berka zerschmetterte eine umstürzende Wand beide Beine dicht am Rumpfe.
Viele Geschäftshäuser, u.A. die Apotheke und Hotel „Meiniger Hof“, fielen dem Feuer zu Opfer. Rathaus und Postgebäude, welche Gebäude bereits geräumt waren, konnten unter größter Anstrengung gerettet werden. Durch das Feuer ist 1/3 der ganzen Stadt zerstört, 50 Hofraithen und 135 Nebengebäude liegen in Asche. Der Schaden wird auf 1 ½ Millionen geschätzt. Die Waimarische Landesbrandkasse dürfte allein mit 400 000 Mk. herangezogen werden. Viel Besitz der ärmeren Klassen, die, da sie völlig obdachlos sind, ist unversichert. Graf Bopp auf Schloss Kranichfeld, der sich persönlich an den Rettungsarbeiten betheiligte, überwies den Betrag von 2 000 Mk. als erste Hilfe. Ein Hülfskomitee hat sich bereits gebildet. Zu dem Aufräumarbeiten wird Militär erwartet.

aus Arterner Zeitung vom Donnerstag, den 30. März 1899

Kranichfeld nach dem Brandunglück vom 26. März 1899